Brandschadenreinigung Glossar
A: AIR (Ausschuss für Innenraumrichtwerte)
Der AIR ist der „Ausschuss für Innenraumrichtwerte“, ein Gremium aus Expertinnen und Experten des Bundes und der einzelnen Bundesländer in Deutschland.
Seine Hauptaufgabe ist es, Richtwerte für Schadstoffe in der Innenraumluft festzulegen – also Grenz- oder Orientierungswerte, die angeben, ab welcher Konzentration bestimmter Stoffe in der Raumluft gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich oder ausgeschlossen sind.
Ein Beispiel dafür sind Richtwerte für Schadstoffe aus Rauchgasablagerungen (z. B. nach Bränden oder starkem Rauch in Innenräumen). Der AIR bewertet, welche Stoffe dabei entstehen können, wie gefährlich sie sind und ab welchen Mengen gesundheitliche Risiken bestehen.
Diese Richtwerte dienen:
- Behörden als Grundlage für Bewertungen und Sanierungsempfehlungen,
- Fachleuten als Orientierung bei Raumluftmessungen,
- und der Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung.
B: Brandschaden am oder im Fahrzeug
Rußablagerungen am Fahrzeug deuten in der Regel auf Verunreinigungen im Innenraum hin. Melden Sie den Schaden umgehend Ihrer Versicherung. Prüfen Sie, ob die Kosten für ein extern erstelltes Gutachten von Ihrer Versicherung übernommen werden.
C: CFK (Kohlefaserverstärkter Kunststoff / Carbonfaserverstärkter Kunststoff)
CFK ist ein Verbundwerkstoff, der aus Kohlenfasern und Kunstharz besteht. Das Material ist sehr leicht, stabil und hitzebeständig und wird häufig in Fahrzeugen, Flugzeugen und Sportgeräten verwendet.
Wenn CFK bei einem Brand beschädigt oder verbrannt wird, können feine Carbonfasern freigesetzt werden. Diese winzigen Fasern sind lungengängig, das heißt, sie können beim Einatmen tief in die Lunge gelangen, ähnlich wie Asbestfasern, und dadurch gesundheitsgefährdend sein.
Daher gilt nach einem Brand:
- Schützen Sie Ihre Atemwege (z. B. mit einer geeigneten Atemschutzmaske).
- Betreten Sie die betroffenen Bereiche – insbesondere Tiefgaragen – nicht, bevor diese durch die Feuerwehr oder Hausverwaltung freigegeben wurden.
D: Dekontamination
Dekontamination bedeutet die Beseitigung oder Entfernung von Verunreinigungen, die durch schädliche oder belastende Stoffe entstanden sind.
Im Zusammenhang mit einem Brandschaden umfasst die Dekontamination insbesondere die Entfernung von Brandgeruchsstoffen, Rauchgasablagerungen und Ruß aus Räumen, Fahrzeugen oder Materialien.
Ziel ist es, die Gesundheit zu schützen und die Räume oder Gegenstände wieder gefahrlos nutzbar zu machen.
E: Entrauchung (Tiefgarage)
Entrauchung bezeichnet das gezielte Entfernen von Rauch und Brandgasen aus einem Gebäude oder einer Tiefgarage – meist durch die Feuerwehr.
Nach oder während eines Garagenbrands führt die Feuerwehr bei Bedarf eine Entrauchung durch, um die Sicht zu verbessern, Hitze abzuführen und die Sicherheit für Einsatzkräfte und Personen zu erhöhen.
Dabei kann es jedoch vorkommen, dass sich Rauchgasablagerungen auch auf Fahrzeugen außerhalb des unmittelbaren Brandherdes absetzen. Diese Ablagerungen können Geruch, Ruß oder Schadstoffe enthalten und sollten daher fachgerecht überprüft und gegebenenfalls gereinigt werden.
F: Fahrzeugbrand
Fahrzeugbrand bezeichnet das Brandgeschehen an oder in einem Fahrzeug, das zu direkten Schäden führt.
Ursachen für einen Innenraumbrand können sein:
- Überhitztes Werkzeug oder defekte Batterien in Unterhaltungsgeräten (z. B. Smartphones oder Laptops)
- Probleme im Motorraum, wie Öl- oder Kraftstofflecks, elektrische Kurzschlüsse oder Überhitzung
Bei einem Fahrzeugbrand entstehen gesundheitsschädliche Schadstoffe, Ruß und Brandgeruch. Besonders beim Innenraumbrand wird der vorhandene Sauerstoff schnell verbraucht, wodurch der Brandschaden oft optisch nur gering sichtbar ist.
Ein sogenannter Schwelbrand kann jedoch zu einer erheblich höheren Belastung des Innenraums mit Schadstoffen führen.
Nach einem Innenraumbrand ist eine professionelle Reinigung notwendig, um:
- Schadstoffe und Ablagerungen zuverlässig zu entfernen
- Gerüche dauerhaft zu beseitigen
- das Fahrzeug wieder sicher nutzbar zu machen
G: Geruch
Wenn ein Auto einen Brandschaden erleidet, können Rauch, Ruß und Verbrennungsrückstände tief in Polster, Teppiche, Verkleidungen, Lüftungskanäle und die Klimaanlage eindringen.
Selbst wenn der Brand gelöscht wurde und äußerlich alles wieder sauber aussieht, bleibt oft ein starker Brandgeruch im Innenraum zurück.
Dieser Geruch stammt von chemischen Verbindungen, die beim Verbrennen von Kunststoffen, Schaumstoffen, Textilien, Lacken oder Kabelisolierungen entstehen.
Gerüche können beim Verbrennen dieser Materialien entstehen:
- Rußpartikel (feine Kohlenstoffrückstände)
- Flüchtige organische Verbindungen (VOCs)
- Aldehyde, Phenole, Chlorverbindungen usw.
Diese Stoffe lagern sich auf Oberflächen ab oder dringen in poröse Materialien (Sitze, Teppiche, Dämmstoffe) ein. Dadurch entsteht der typische, stechende und schwer entfern- bare Brandgeruch.
H: Hydroxyle
Der Begriff „Hydroxyl-Reinigung“ bezieht sich auf ein Reinigungsverfahren mit Hydroxylradikalen (OH) – hochreaktiven Molekülen, die organische Schadstoffe, Gerüche, Bakterien und Viren zersetzen können.
Hydroxylradikale (OH) sind extrem reaktive Sauerstoffverbindungen, die in der Natur durch Sonnenlicht entstehen – zum Beispiel, wenn UV-Strahlung auf Wasserdampf in der Luft trifft.
Sie gelten als die „Waschmittel“ der Atmosphäre, weil sie Schadstoffe aufspalten und neutralisieren.
In der Technik wird dieser natürliche Prozess künstlich erzeugt, z. B. durch spezielle
Geräte, die UV-Licht und Feuchtigkeit kombinieren.
- UV-Licht trifft auf Wassermoleküle (H₂O) in der Luft.
- Dabei entstehen Hydroxylradikale (OH).
- Diese Radikale reagieren sofort mit organischen Stoffen (z. B. Bakterien, Schimmelsporen, Rauchpartikeln, Geruchsmolekülen).
- Die Schadstoffe werden oxidiert und in harmlose Stoffe wie Wasser (H₂O) und Kohlendioxid (CO₂) umgewandelt.
Anwendungsbereiche
- Geruchsneutralisation (z. B. Brandgeruch, Tiergeruch, Schimmelgeruch)
- Luftreinigung in Innenräumen, Fahrzeugen, Hotels oder Kliniken
- Schimmelsanierung und Desinfektion
- Nach Brandschäden oder Wasserschäden
- Wirkt ohne Chemikalien oder Ozon (im Gegensatz zu Ozonreinigung)
- Sicher bei Anwesenheit von Menschen und Tieren (bei richtiger Anwendung)
- Neutralisiert Gerüche dauerhaft, statt sie zu überdecken
- Zersetzt Bakterien, Viren und VOCs (flüchtige organische Verbindungen)
I: Innenraum-Richtwerte
Innenraum-Richtwerte geben an, ab welcher Konzentration eines Stoffes in der Luft gesundheitliche Wirkungen auftreten können oder ab wann Maßnahmen empfohlen werden. Sie dienen also dem Gesundheitsschutz und der Bewertung der Luftqualität in Innenräumen.
Innenraum-Richtwerte werden vor allem von der
Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte (UBA = Umweltbundesamt, AGA = Ad-hoc- Gruppe der Innenraumlufthygiene-Kommission und MAK-Kommission) erarbeitet.
Richtwert I (RW I)
beschreibt eine Konzentration, bei der nach heutigem Wissen keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten ist, auch bei lebenslanger Exposition.
Wenn die gemessene Konzentration unter RW I liegt → keine gesundheitliche Besorgnis.
Richtwert II (RW II)
beschreibt eine Konzentration, bei der gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich oder wahrscheinlich sind.
Wenn die gemessene Konzentration über RW II liegt → sofortiger Handlungsbedarf, um die Belastung zu senken.
J:
K: Kontamination im Kfz-Innenraum
Das unerwünschte Vorhandensein von Stoffen, Mikroorganismen oder Fremdstoffen in einem Bereich, in dem sie nicht hingehören oder schädlich sind. Z.B. Rauchgasablagerungen und Carbonfaser.
L: Luftqualitätsmessung
Die Luftqualitätsmessung dient der Beurteilung der Schadstoffbelastung im Fahrzeuginnenraum vor oder nach einer Brandschadenreinigung.
Im Rahmen der Messung wird die Konzentration polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie relevanter Verbindungen wie Phenole, Kresole
und Naphthalin bestimmt. Diese Stoffe entstehen typischerweise bei unvollständigen Verbrennungsprozessen und können gesundheitsschädlich sein.
Die Analyse ermöglicht eine objektive Bewertung der Innenraumluftqualität und liefert eine Grundlage für die Entscheidung, ob und in welchem Umfang weitere Reinigungs- oder Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind.
M: Mier Lufttechnik GmbH
Wir bieten einen kompletten Rundum-Service an – von der Fahrzeugabholung über die Reinigung und Schadstoffprobenahmen bis hin zur fachgerechten Rücklieferung des Fahrzeugs.
N: Notfallmaßnahmen nach einem Brandschaden
Informieren Sie umgehend Ihre Versicherung bzw. melden Sie den entstandenen Schaden.
Unterschreiben Sie keine Vereinbarungen oder Aufträge mit Gutachtern oder Dienstleistern, bevor Ihre Versicherung eine Kostenfreigabe erteilt hat. Fahren Sie das brandschadengeprüfte Fahrzeug nicht oder nur in absolut notwendigen Fällen.
Schalten Sie die Lüftung vollständig aus, um eine weitere Verteilung von Rauchgasen und Schadstoffen im Innenraum zu vermeiden.
O: Ozonbehandlung im Kfz-Bereich
Eine Ozonreinigung im Fahrzeug ist nicht ohne Risiko und sollte nur mit besonderer Vorsicht durchgeführt werden.
Erwünschter Effekt:
- Mögliche Reduzierung von Gerüchen, sofern sich die Geruchsstoffe ausschließlich auf der Oberfläche befinden und nicht tief in Materialien eingedrungen sind.
Mögliche unerwünschte Nebenwirkungen:
- Materialschädigungen, z. B. an Leder, Airbag-Beschichtungen, Kunststoffen oder Gummikomponenten.
- Entstehung neuer, unangenehmer Gerüche, die sich im Nachhinein nur schwer oder gar nicht entfernen lassen.
Eine Ozonbehandlung ersetzt keine fachgerechte Brandschaden- oder Innenraumreinigung und sollte nur nach Rücksprache mit einem Fachbetrieb in Betracht gezogen werden.
P: PAK bei einem Tiefgaragenbrand
Bei einem Tiefgaragenbrand entstehen durch unvollständige Verbrennung große Mengen an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Diese Stoffe gehören zu den wichtigsten Brandfolgeprodukten und sind gesundheitlich bedenklich.
Warum entstehen PAK?
In Tiefgaragen brennen häufig Materialien wie Kunststoffe, Gummi, Schmierstoffe,
Textilien oder Fahrzeugteile. Durch die begrenzte Sauerstoffzufuhr kommt es zu einem sogenannten Schwelbrand. Dabei werden besonders viele PAK freigesetzt und im Rauch sowie im Brandruß gebunden.
Wie verbreiten sich PAK?
- Über Rauchgas und Rußpartikel, die sich auf Oberflächen ablagern
- Durch die Zwangsentlüftung nach dem Brand, die kontaminierte Luft zusätzlich verteilt
- In Fahrzeugen, die in der Nähe des Luftstroms oder des Brandherdes stehen
Warum sind PAK relevant?
- PAK zählen zu den gesundheitsschädlichen und teils krebserzeugenden
Stoffgruppen.
- Schon geringe Mengen können zur Geruchsbildung, Oberflächenkontamination
und Beeinträchtigung der Innenraumluftqualität führen.
- Nach einem Tiefgaragenbrand ist eine fachgerechte Reinigung sowie ggf. eine Luftqualitäts- bzw. PAK-Messung notwendig, um sicherzustellen, dass das Fahrzeug wieder unbedenklich genutzt werden kann.
Q: Querkontamination
Der Begriff „Querkontamination nach Kfz-Brandschaden“ beschreibt die
unerwünschte Übertragung von Schadstoffen oder Rückständen, die nach einem Fahrzeugbrand entstanden sind, auf andere Bereiche, Materialien oder Gegenstände, die ursprünglich nicht vom Brand betroffen
Beispiel:
Nach einem Kfz-Brandschaden entstehen Rückstände wie:
- Rußpartikel
- Verbrennungsrückstände (z. B. von Kunststoffen, Gummi, Öl, Lacken)
- toxische oder korrosive Stoffe (z. B. Dioxine, Schwermetalle, Säuren)
- Brandgerüche
Diese können sich durch Luftbewegung, Staubablagerungen oder Bekleidungskontakt auf Innenraumflächen Flächen übertragen werden.
Die Folge: Auch diese Objekte gelten dann als kontaminiert und müssen ggf. gereinigt oder dekontaminiert werden.
R: Richtwert (RW) bei (Kfz) Innenraumschadstoffe
Der Richtwert I ist die Konzentration eines Stoffes in der Innenraumluft, bei der im Rahmen einer Einzelstoffbetrachtung nach gegenwärtigem Kenntnisstand auch bei
lebenslanger Exposition von empfindlichen Personen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind.
S: Schadensregulierung (Schadensabwicklung)
Bei Brandschäden erfolgt die Regulierung in der Regel über die eigene Versicherung.
Geschädigte sollten den entstandenen Schaden umgehend ihrer Versicherung melden, um eine schnelle Bearbeitung und Kostenübernahme sicherzustellen.
T: Trockeneisreinigung
Die Trockeneisreinigung ist eine sehr effektive Methode zur Entfernung von Schmutz, Ablagerungen und Schadstoffen.
Vorteile:
- Besonders geeignet für empfindliche Teile und Materialien, da keine Feuchtigkeit eingesetzt wird.
- Keine Trocknungszeit erforderlich – die Reinigungsergebnisse sind sofort sichtbar.
- Minimale mechanische Belastung der gereinigten Oberflächen.
Diese Methode bietet daher eine schonende und zugleich effiziente Lösung, insbesondere nach Brand- oder Schadensereignissen.
Quelle: Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV
Bei diesem Verfahren wird festes, tiefgekühltes Kohlenstoffdioxid (Trockeneispellets) mithilfe von Druckluft auf die zu reinigenden Oberflächen geschossen. Das Trockeneis erzeugt eine mechanische Wirkung beim Aufprall und trennt dabei Verunreinigungen von der Oberfläche. Da die geringen Temperaturen die
Schmutzschicht vor dem Aufprall versprödet, lässt sie sich leichter von der Oberfläche lösen.
Neben einer guten Reinigungswirkung liegt ein entscheidender Vorteil in der Sublimation des Trockeneises: Es geht ohne zu schmelzen direkt vom festen in den gasförmigen Zustand über. Dadurch gibt es keine Rückstände des Reinigungsmittels und kein Abwasser. Aufgrund des Wegfalls von Trockenzeiten ist zudem eine sofortige Wieder- bzw. Weiterverwendung der gereinigten Flächen möglich.
Trockeneis ist bei an die Oberflächen angepasster Parameterkonfiguration nicht abrasiv. Der Reinigungsprozess erfolgt so auch bei empfindlichen Oberflächen sehr materialschonend.
U: Unterbodenschutz
Im Unterbodenbereich des Fahrzeugs werden oft Rußablagerungen festgestellt, die entfernt werden müssen. Dazu wird der vorhandene Unterbodenschutz teilweise
demontiert, um die betroffenen Stellen fachgerecht zu reinigen. Anschließend werden auch die ausgebauten Unterbodenschutzteile gründlich gesäubert.
V: Versicherung
Hinweise zur Schadensmeldung bei Brandschaden
Bitte melden Sie den Brandschaden unverzüglich Ihrer Versicherung.
Erstellen Sie – sofern möglich – eigene Fotos des betroffenen Fahrzeugs, um den Schadensumfang zu dokumentieren.
Zur Wahrung Ihrer Interessen kann es sinnvoll sein, bei Bedarf einen Rechtsanwalt
hinzuzuziehen.
W:
X:
Y:
Z: Zwangsentlüftung – Auswirkungen auf Fahrzeuge
Nach einem Brandereignis, beispielsweise in einer Tiefgarage, wird häufig eine
Zwangsentlüftung durchgeführt.
Dabei werden Rauch, Wasserdampf und Löschmittelrückstände zügig aus dem Gebäude abgeführt, um die Raumluft zu reinigen und Folgeschäden an der Bausubstanz zu minimieren.
Fahrzeuge, die sich im Bereich oder in unmittelbarer Nähe des Luftstroms befinden, können jedoch durch die Zwangsentlüftung zusätzlich mit Brandfolgeprodukten (z. B. Rußpartikeln oder chemischen Rückständen) beaufschlagt werden. Dadurch sind sekundäre Kontaminationen oder Geruchsbelastungen im Fahrzeuginnenraum nicht auszuschließen.